Freitag, 14. August 2020. Um 6:20 in der Frühe wird der Besitzer der Kneipe „Morgen wird besser“ in Berlin Lichtenberg von einer Nachbarin angerufen und aus dem Schlaf gerissen: In seiner Kneipe brennt es. Die alarmierte Feuerwehr kann die Flammen löschen, die Kneipe ist jedoch fast vollständig zerstört, die Innenräume nahezu komplett ausgebrannt. Verletzt wurde niemand, allerdings muss es als großes Glück gewertet werden, dass das Feuer nicht auf weitere Teile des Hauses übergegriffen hat, in denen Menschen wohnen.
Wie der Tagesspiegel berichtet, ermittele das LKA wegen schwerer Brandstiftung, der Staatsschutz prüfe ein politisches Motiv. Dennoch gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine Pressemitteilung der Polizei Berlin zum Brand im „Morgen wird besser“. Der Besitzer ist dabei bereits seit mehreren Jahren immer wieder von vermutlich rechtsextremen Personen bedroht worden und hat bereits mehrere Anzeigen bei der Polizei aufgegeben.
Von den Behörden fühlte er sich aber immer wieder alleine gelassen: Kameras, Sicherheitsjalousien – all dies musste der Besitzer selbst finanzieren, aufbauen und in die Wege leiten, von den Behörden wurde er dabei kaum unterstützt. Lediglich der Bürgermeister des Bezirks Lichtenberg habe sich einmal mit ihm getroffen, um mögliche Strategien gegen rechtsextreme Angriffe zu besprechen. Darauf folgten allerdings keine weiteren Maßnahmen. Man muss daher die Frage stellen, warum die Kneipe trotz mehrerer Anzeigen des Besitzers nicht besser geschützt worden ist.
Für die Brandstiftung gibt es (bisher) kein Bekennerschreiben, allerdings wurde am Tatort ein markanter rechtsextremer Code hinterlassen. Ein vermutlich durch die Täter:innen in die Eingangstür geritztes Symbol, das wohl einen Davidstern darstellen soll, wurde mit der Zahl „28“ ergänzt. „28“ ist eine Chiffre für das rechtsextreme Netzwerk „Blood & Honour“, die Zahlen stehen für den zweiten (B) und den achten (H) Buchstaben im Alphabet.
Hanna Reichhardt, Anwohnerin und Stammkundin im „Morgen wird besser“, ist entsetzt über den Anschlag. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos ist seit Jahren regelmäßig in der Kiezkneipe zu Besuch. Sie schildert sie als Ort der Gemeinschaft, an dem sich die Nachbar:innenschaft immer wieder getroffen hat um sich auszutauschen, Geburtstage zu feiern, ein Feierabendbier zu trinken. Dadurch treffe der Anschlag nicht nur den Besitzer der Kneipe, sondern all diejenigen, die sich dort regelmäßig zusammenfinden und nun einen Bezugspunkt verlieren. Reichhardt kündigt eine Spendenkampagne an, betont aber auch, dass es jetzt nicht bei Zeichen bleiben könne. Vielmehr müssten nun Strategien entwickelt und rechtsextremer Terror endlich ernstgenommen werden.
Für Dienstag, 18. August 2020, haben bereits mehrere Organisationen um 18 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung vor dem „Morgen wird besser“ aufgerufen. Anmelder ist der Berliner Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).
Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. verurteilt den Brandanschlag, solidarisiert sich mit allen Betroffenen und ruft zur Teilnahme an der Kundgebung auf.
Unsere Gedanken sind bei dem Besitzer sowie allen Gästen des „Morgen wird besser“ – möge der Name der Kneipe sich bewahrheiten.
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