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documenta15

2.3. Umgang mit der Kritik des Expert:innengremiums

2. Chronologie der Ereignisse

Am 10. September veröffentlichte das Expert:innengremium eine Presseerklärung und mahnte einen „sofortige[n| Handlungsbedarf“ an. Darin wies es auf die Problematik der pro-palästinensischen Propagandafilme mit dem Titel „Tokyo Reels Film Festival“ des Kollektivs Subversive Film hin, denen eine Legitimierung von Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus durch unkritische, affirmierende Kommentierung bescheinigt wurden. Als „dringlichste Aufgabe“ riet das Expert:innengremium dazu, die weitere Ausstrahlung der Filme sofort zu stoppen. In Reaktion darauf meldeten sich zahlreiche Künstler:innen der documenta sowie die Kurator:innen mit einem offenen Brief zu Wort, in dem sie die berechtigten Antisemitismusvorwürfe mit Rassismusvorwürfen erwiderten und dem Expert:innenrat eine „Struktur der Zensur“ vorwarfen. Man sehe sich „von einer weiteren Institution definiert, inspiziert und re-kolonisiert“. Inhaltlich ging man nur auf einen Punkt des Expert:innengremiums ein, den Vorwurf der Verbreitung von Israelhass. Zum Nahostkonflikt und der dämonisierenden Darstellung Israels in der Arbeit „Tokyo Reels Film Festival“ äußerten sich die Verfasser:innen des Briefes anschließend wie folgt: „Die Frage ist nicht das Existenzrecht Israels, sondern die Frage, wie es existiert [...] Widerstand gegen den Staat Israel ist Widerstand gegen den Siedlerkolonialismus, der Apartheid, ethnische Säuberung und Besetzung als Formen der Unterdrückung einsetzt.“


Die Geschäftsleitung der documenta nahm die Stellungnahme des Expert:innengremiums lediglich zur Kenntnis. Die Gesellschafter:innen der documenta unterstützten dagegen die Forderung des Gremiums, die Filme nicht weiter zu zeigen. Dennoch wurde die Ausstellung der Filme von ruangrupa nicht unterbunden.

Nach dem Bekanntwerden der Einschätzung des Expert:innengremiums tauchte an den Hauptausstellungsorten der documenta und im ruruHaus eine Plakat-Installation auf, die sich u.a. ironisch auf BDS bezog. Am 15. September veröffentlichte die Findungskommission der documenta ein Statement, in dem sie ihre Unterstützung für den offenen Brief ruangrupas und weiterer documenta-Künstler:innen ausdrückte.

Am 21. September wurde ein Film aus der Reihe „Tokyo Reels Film Festival“ in Kassel vorgeführt. Bei der Veranstaltung war der Regisseur anwesend und ging auf Fragen aus dem Publikum ein. Dabei betonte er vermehrt, dass er mit dem Film die Perspektive der japanischen und palästinensischen Unterdrückten abbilden wolle, die gegen den gemeinsamen Feind des amerikanischen und israelischen Imperialismus kämpfen. Ihm sei das Recht auf die eigene Erinnerung wichtig, die er darstellen wolle. Das Zeigen palästinensischer Propaganda und Terrorverharmlosung rechtfertigte er mit dem Argument, dass politische Bildung generell Propaganda sei.

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