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Corona-Demo in Hamburg 15.01.22: Ausschreitungen, Behinderung der Presse und rechtsextreme Inhalte

Aktualisiert: 20. Jan. 2022



In Hamburg demonstrierten am 15.01.2022 etwa 3000 Personen aus dem rechtsoffenen Spektrum unter dem Motto "Das Maß ist voll - Hände weg von unseren Kindern" gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. Die Demonstration vor der Hamburger Kunsthalle war im Vorfeld von der Versammlungsbehörde aus Infektionsschutzgründen untersagt worden. Trotzdem versammelten sich dort ab ca. 15 Uhr mehrere tausend Personen. Daraufhin wurde der Platz von der Polizei geräumt.


Am Nachmittag versammelten sich in Barmbek und in Mundsburg jeweils mehrere tausend Demonstrant:innen zu Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. In Barmbek führte die Demo durch ein Wohngebiet. In Mundsburg ging es vom Ernst Deutsch Theater zur Alster nach St. Georg und zurück. Mehrmals musste der Demonstrationszug stoppen, weil die Maskenpflicht von einigen Teilnehmenden nicht eingehalten wurde. Es kam zu Rangeleien und Auseinandersetzungen mit der Polizei.


Sowohl in Barmbek, als auch in Mundsburg wurden, wie in den Wochen zuvor, Verschwörungsmythen sowie medien- und wissenschaftsfeindliche Inhalte verbreitet. So trug ein Teilnehmer ein Schild auf dem Rücken, das auf die SHAEF-Gesetze verwies und unterstellte, dass das alliierte Kriegsrecht heute noch gelte. Die Abkürzung „SHAEF“ steht für das Oberkommando der amerikanischen Streitkräfte in Europa während des zweiten Weltkriegs. Dieses wurde am 14. Juli 1945 aufgelöst. Der Anführer der verschwörungsideologischen Gruppierung aus dem Reichsbürgerspektrum, die sich über Telegram vernetzte, wurde kürzlich durch ein Einsatzkommando der Polizei festgenommen. Er hatte zuvor auf seinem Kanal immer wieder Todesdrohungen gegen Personen verbreitet, mit denen er nicht einverstanden war. Auf der Demonstration war weiterhin eine Teilnehmerin zu sehen, die eine Armbinde mit der Aufschrift „Giftfrei“ trug. Damit suggerierte sie, dass die Corona-Impfstoffe „vergiftet“ seien. Masken wurden als „Maulkorb“ betitelt und damit nahegelegt, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt sei. Der demokratische Rechtsstaat wurde auf einem Plakat als „verfassungsfeindliches Corona-Regime“ und der „Impfcode“ als „Schlüssel zur digitalen Tyrannei“ bezeichnet. Ein Redner verwendete für die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie den Ausdruck „Ermächtigungsgesetz“ und verharmloste damit die Verbrechen des Nationalsozialismus. Ein weiterer Teilnehmer hielt ein Schild mit der Aufschrift „Für ein Souveränes [sic] Deutschland“ in der Hand. Die Botschaft des Schildes war die falsche Behauptung, die Bundesrepublik träfe keine freien politischen Entscheidungen. Diese Verschwörungsmythen sind in der rechtsextremen Szene weit verbreitet. Darüber hinaus wurde mehrfach versucht, Journalist:innen an ihrer Arbeit zu hindern, indem diese körperlich bedrängt wurden.


Gegen die verschwörungsideologischen Proteste formierte sich eine Gegen-Kundgebung, an der ca. 3000 Teilnehmende aus verschiedenen linken Initiativen des Hamburger Bündnisses gegen Rechts unter dem Motto "Solidarität und Aufklärung statt Verschwörungsideologien" teilnahmen. Die Demonstration führte vom Bahnhof Dammtor über den Gänsemarkt zum Jungfernstieg.


Anmerkung der Redaktion:

Im Video wird ab Minute 2:15 die Gegen-Kundgebung dargestellt. Eine entsprechende Markierung im Clip ist aufgrund eines Fehlers beim Export abhandengekommen. Wir entschuldigen uns für diesen Umstand und wollen explizit klarstellen, dass in dem Video zwei unterschiedliche Veranstaltungen abgebildet sind.

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