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Buchvorstellung: Halle ist überall – Stimmen jüdischer Frauen

Aktualisiert: 14. Jan. 2021

Halle ist überall – Stimmen jüdischer Frauen


Es gibt Momente im Leben, die traumatisch wirken. Für Juden, die seit Jahrhunderten in immer wieder unterschiedlichem Grad Verfolgung und Vernichtung ausgesetzt sind, gilt dies besonders. Daher war es den Frauen, die von der Herausgeberin Nea Weissberg angefragt wurden, ein Bedürfnis, sich ihre Gedanken von der Seele zu schreiben, die sie mit dem Attentat verbanden.

Heraus gekommen ist ein interessantes und lesenswertes Buch. 20 Frauen haben einen Beitrag geleistet, und mit allen Frauen haben Nea Weissberg und Sharon Adler persönlich geredet. Sharon Adler stellt fest: „In den Gesprächen mit den Autorinnen wurde vor allem eines deutlich – sie alle waren schockiert oder wütend – überrascht jedoch war keine von ihnen. Zuviel ist auch in diesem Land nach 1945 passiert, das die Hoffnung auf ein sicheres jüdisches Leben ohne Polizeischutz immer wieder erschüttert hat.“

Die Zahl 20 nimmt Bezug auf die Zeit, zu der das Attentat von Halle im letzten Jahr geschah: an Yom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Eingeschrieben zu werden in das Buch des Lebens, das ist der Wunsch, den man mit dem Versöhnungstag Yom Kippur verbindet. Insbesondere in der Zeit zwischen Rosh ha Shana und Yom Kippur werden daher die 13 göttlichen Attribute der Barmherzigkeit rezitiert. Dazu 2 für die beiden Gesetzestafeln und 5 für die Bücher der Tora. So setzt sich die Zahl zusammen. Auch wenn der Attentäter sich sicher nicht mit diesen Besonderheiten auseinandergesetzt hat, eines wusste er: Yom Kippur ist ein Tag, der bei Juden eine besondere Bedeutung hat. Und genau aus diesem Grund hat er ihn für seine Hasstat ausgewählt. Ein wirklich infames Vorgehen, das dazu angetan ist, ein Klima der Angst zu erzeugen, dem Juden überall auf der Welt ausgesetzt sind. Und nun auch wieder verstärkt in Deutschland, das sich doch eigentlich um Wiedergutmachung der barbarischen Vergangenheit bemüht.

Die Frauen, die in diesem Buch zu Wort kommen erzählen ihre Familiengeschichte, wie sie nach Deutschlang gekommen oder warum sie hiergeblieben sind. Und was das Attentat bei ihnen ausgelöst hat. Ein überaus interessantes, wichtiges und sehr lesenswertes Buch, das eine ausgewogene Anzahl an Stimmen repräsentiert und für sich spricht.

Dr. Nikoline Hansen, Vorstand JFDA



Halle ist überall – Stimmen jüdischer Frauen Herausgegeben von Nea Weissberg Mit Fotos von Sharon Adler und anderen Lichtig-Verlag, Berlin 2020

ISBN: 978-3-929905-42-7

162 Seiten, Softcover EUR 20,00

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