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Freiheit!


Die Siegessäule in Berlin war am Sonntagnachmittag Schauplatz einer der größten Solidaritäts-Demonstration gegen das iranische Mullah-Regime in Europa. Etwa 80.000 bis 100.000 Menschen säumten den Großen Stern, um mit dem Slogan „The time has come“ für die Freiheit und die Rechte von Frauen im Iran zu demonstrieren. Die Demonstration war eine eindrucksvolle Solidaritätsbekundung mit der Revolution im Iran, die durch den gewaltsamen Tod von Mahsa Amini ausgelöst worden war.


Amini war am 13. September von Regimekräften in der Nähe einer Teheraner U-Bahn-Station festgenommen worden unter der Anschuldigung, sie habe das Kopftuch nicht korrekt getragen. Zu der Demonstration waren vor allem Exil-Iraner:innen gekommen, die auch aus dem europäischen Ausland angereist waren, sowie Unterstützer:innen. Gruppen aus dem monarchistischen und dem linken Spektrum, Demonstrant:innen aus der LGBTQ-Community sowie Vertreter:innen ethnischer Minderheiten wie Kurden, Aseris und Belutschen demonstrierten geeint für ein Ende der islamistischen Diktatur im Iran.


Seit der Machtübernahme des islamistischen Regimes im Jahr 1979 hat es immer wieder massive Proteste durch die Bevölkerung gegeben. Bereits kurz nach der Machtergreifung durch Khomeini kam es landesweit zu massenhaften Demonstrationen gegen das islamistische Regime und die misogyne Diktatur. Insbesondere Frauen sind immer wieder unter Lebensgefahr auf die Straße gegangen, um ihre Stimme gegen ihre Unterdrückung zu erheben. Diesmal jedoch sind die Proteste dadurch gekennzeichnet, dass sich die Menschen durch das Regime nicht mehr einschüchtern lassen. Dies gilt auch für viele Exil-Iraner:innen, die bei jeder Demonstration in der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls befürchten müssen, durch Regimevertreter gefilmt zu werden.

Initiiert wurde die Demonstration von dem in Kanada lebenden Exil-Iraner Hamed Esmaeilion, und der Organisation Iranians for Justice and Human Rights. Im Januar 2020 war eine ukrainische Passagiermaschine aus Teheran auf dem Weg nach Kyiv kurz nach dem Start von einer Boden-Boden-Rakete der Revolutionsgarden abgeschossen worden. Die Frau und die Tochter von Esmaeilion waren an Bord der Maschine und wurden bei dem Abschuss getötet. In seiner Rede warnte Esmaeilion die westlichen Regierungen davor, in Bezug auf das iranische Regime die gleichen Fehler zu machen wie im Umgang mit Putin. Er forderte unter anderem den Stopp jeglicher Verhandlungen mit dem Regime und betonte, dass dieses nicht die Bevölkerung des Irans repräsentiert. Weiterhin forderte er die Ausweisung des iranischen Botschaftspersonals aus den westlichen Staaten sowie gezielte Sanktionen gegen Regimevertreter und ein Ende von Kooperationen mit Funktionären und Nutznießern des Regimes. Er hob weiterhin hervor, dass ein freier Iran mit seinen Nachbarn im Nahen Osten in Frieden leben würde.


Auf vielen Plakaten der Demonstrant:innen war der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ zu lesen, der seit dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini durch Regimekräfte allgegenwärtig ist. Einige Demonstrant:innen trugen Schilder mit Bildern von Familienangehörigen und Freund:innen, die in iranische Foltergefängnisse verschleppt wurden. Die Demonstrant:innen fordern das Ende der islamistischen Regimes. Auch die Forderung nach Schließung der Botschaften des Regimes war immer wieder sichtbar. Auf einem großen Transparent stand: „Close The Embassy Of The Child Killer“.


Demonstrant:innen verlangten Demokratie sowie eine Trennung von Staat und Religion. Die Fahne des Iran aus der Zeit vor der islamischen Revolution, die einen Löwen mit einem Schwert vor einer aufgehenden Sonne zeigt, war überall sichtbar. Vereinzelt waren Bilder des letzten Schahs von Persien, Reza Pahlavi, zu sehen. Auch einzelne Demonstrant:innen mit Israel- und Ukrainefahnen zeigten ihre Solidarität mit den iranischen Frauen und der iranischen Freiheitsbewegung. Israel wird durch das islamistische Regime in Teheran mit Vernichtung bedroht. In der Ukraine wird die Bevölkerung mit iranischen Drohnen und Raketen, die an das Putin-Regime geliefert werden, terrorisiert.


Immer wieder erklang das Lied „Baraye“ des iranischen Musikers Shervin Hajipour, der dieses zur Unterstützung der Revolution im Iran veröffentlicht hatte. In dem Lied zählt Hajipour alltägliche Dinge auf, wie das Tanzen und das Küssen auf der Straße, die den Menschen im Iran durch das islamistische Regime verwehrt sind. Es beschreibt auch die Armut vieler Menschen im Iran sowie die Umweltverschmutzung. Am Ende des Lieds stehen die Zeilen „For women, life, freedom!“ Hajipour wurde nach der Veröffentlichung des Songs durch Regimekräfte festgenommen und später auf Kaution freigelassen. Während das Lied gespielt wurde, waren viele Menschen sichtlich ergriffen und ließen ihren Tränen freien Lauf. Viele sangen den Text aus tiefstem Herzen mit. Auch die eindringliche deutsche Version des Rappers Ben Salomo wurde von der Bühne aus gespielt.


Im weiteren Verlauf kam es am Rande der Demonstration plötzlich zu einem Tumult: Ein Mann versuchte aus der Menge der Demonstrierenden zu flüchten. Nach Aussage von Demonstrationsteilnehmern handelte es sich bei dem Mann um einen Vertreter des iranischen Konsulats. Der Mann wurde schließlich durch die Polizei dem Zugriff der Demonstrant:innen entzogen und in einen grauen Wagen gebracht.


Zur gleichen Zeit, zu der die eindrucksvolle Demonstration für einen freien Iran an der Siegessäule in Berlin stattfand, gingen erneut wieder viele Menschen in iranischen Städten auf die Straße, um unter Lebensgefahr gegen das islamistische Regime in Teheran zu protestieren.


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