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JA-Kundgebung gegen Kitaprojekt am 29. Oktober in Berlin


„Pädo-Kita verhindern!“ Die Junge Alternative (JA) veranstaltete am Samstag, den 29. Oktober 2022, eine Protest-Kundgebung gegen ein Kitaprojekt der Schwulenberatung Berlin. Die Kita, die im Januar 2023 im Rahmen des Projektes „Lebensort Vielfalt“ am Südkreuz eröffnet werden soll, will Kindern ein „unbeschwertes und angenehmes Umfeld“ bieten, in dem Vorurteile gegenüber LGBTQI+ Personen abgebaut werden sollen. Geplant ist, dass eingesetzte Erzieher:innen selbst der queeren Community angehören sollen.


Schon am 1. Oktober berichtete die BILD Zeitung über das geplante Projekt. Gefundenes Fressen bietet die Personalie Rüdiger Lautmann, der bis vor Kurzem Mitglied im Vorstand der Schwulenberatung Berlin war. Der 86-jährige Jurist und Soziologe sprach sich 1979 auf dem Kongress der deutschen Soziologen für die Streichung des Paragrafen 176 aus, der den sexuellen Missbrauch von Kindern bestraft. Außerdem veröffentlichte er 1994 eine Studie mit dem Titel „Die Lust am Kind. Portrait des Pädophilen“, das laut Kritiker:innen täterfreundliche Positionen beinhalte und sexuellen Missbrauch von Kindern verharmlose. Ex-BILD-Chef Julian Reichelt thematisierte Lautmann und die Kitaeröffnung auf seinem YouTube-Kanal vor kurzem, weitere Reaktionen rechter Medien und Social Media-Kanälen ließen nicht lange auf sich warten. Wenige Tage nach der ersten Berichterstattung über Lautmanns Rolle im Vorstand der Schwulenberatung trat er von seinem Posten zurück. Die Schwulenberatung Berlin betonte, dass Lautmann weder am Tagesgeschäft noch an der Planung der Kita beteiligt ist.


Vor allem die JA Berlin, die Jugendorganisation der AfD, mobilisierte gegen die Eröffnung der Kita. Eine eigens eingerichtete Website mit dem Titel „Pädo-Kita verhindern“ warnt vor „Indoktrinierung durch die aggressiven Lobbys sexueller Minderheiten“ und „Propaganda für Kindesmissbrauch“. Martin Kohler, Landesvorsitzender der JA Berlin, sagte dazu: „Wir stellen uns gegen jegliche Vesuche, Pädophilie zu normalisieren. Das Kentler-Experiment im Berlin der 1970er hat gezeigt, was unter den Augen des Senats passieren kann, wenn wir nicht einschreiten.“ Das Kentler-Experiment bezeichnet ein Projekt des Berliner Sozialpädagogen und Sexualwissenschaftlers Helmut Kentler (19282008), in dem beginnend in den 1960er Jahren schwer erziehbare Kinder und Jugendliche in die Obhut vorbestrafter, pädophiler Männer gegeben wurden. Kentler glaubte, dass sich pädophile Pflegeväter besser um die Kinder kümmern würden als andere Pflegefamilien. Den aus dem jahrzehntelangen Experiment resultierenden, sexuellen Missbrauch nahm Kentler billigend in Kauf. Die Aufarbeitung des Experiments in Form von Entschädigungszahlungen und Untersuchungen begann erst vor wenigen Jahren.


Der Protest gegen die Kitaeröffnung bedient sich immer beliebteren, queerfeindlichen Kulturkampfnarrativen, die homosexuelle und trans Menschen als pädophile Frühsexualisierer darstellen und somit Queerness mit Pädophilie gleichsetzen. Diese Vergleiche sind kaum neu, vor allem homosexuelle Männer werden seit Jahrzehnten als degeneriert und pädophil diffamiert. Unter dem Vorwand des Schutzes von Kindern und als Reaktion auf die steigende Sichtbarkeit nicht-heteronormativer Lebensweisen wird in rechten Kreisen gegen „Genderideologie“ und „Homo-Wahnsinn“ gehetzt.


Viel Zulauf erhielt die Kundgebung nicht. Nur knapp mehr als 40 Personen fanden sich vor Ort ein, die mehrheitlich aus dem Partei-Kontext kamen. Unter ihnen war auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion Beatrix von Storch. Diese beklagte sich in ihrer Rede über den Gegenprotest, dem sie vorwarf, mit dem Ruf „Nazis raus“ den Holocaust zu verharmlosen. Währenddessen hatten sich zahlreiche Anwohnende solidarisch mit der Kita auf die AfD-Kundgebung vorbereitet und aus ihren Balkonen und Fenstern Plakate, trans und Regenbogenfahnen gehängt.




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