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Eat to respect – Afghanisch trifft Aschkenasisch

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Mit Schülerinnen und Schülern einer 11.Klasse der Rahel-Hirsch-Schule in Marzahn-Hellersdorf näherte sich das JFDA-Projekt KeEzrach am 15. Und 17.Oktober dem Thema Religionsfreiheit auf ganz praktische Weise.  Zunächst verständigten  wir uns mit den ca. 30 Teilnehmenden auf das Menü: Das afghanische Reisgericht „Kabuli Palau“ sollte auf die jüdische Gebäckspezialität „Rugelach“ treffen. Damit waren zwei Gruppen der Klasse jeweils für einen ganzen Schultag freigestellt.

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Die Vielfalt der mehrheitlich aus Geflüchteten bestehenden Klasse war eine Herausforderung: zu religiösen Speiseregeln kamen unterschiedliche Geschmäcker und Meinungen der Schülerinnen und Schüler. Was ist der richtige Reis? Rosinen oder nicht? Gemeinsames Kochen erfordert enge Abstimmung und auch Kompromisse. Die Teilnehmenden der beiden Workshoptage erarbeiteten sich die Speisegesetze, denen die beiden Gerichte folgen. Dabei ging es aber nicht nur um Ähnlichkeiten von halal und koscher. Die Kulturgeschichte der Küche ist voll von Regeln rund ums Essen, die keinen religiösen Ursprung haben und heute eine immer stärkere Rolle spielen. Aber auch viele religiöse Regeln hatten ursprünglich pragmatische Gründe. Und zu all dem kommt der ganz persönliche Geschmack.

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Das interaktive Format regte die Jugendlichen dazu an, Religion nicht einfach als etwas Gegebenes zu verstehen, sondern sich mit ihrer Bedeutung für das persönliche Fühlen, Handeln und Schmecken auseinanderzusetzen. Der Workshop eröffnete einen Raum, in dem die Jugendlichen über die Funktionen von Religion reflektieren und religiöse Regeln hinterfragen konnten, mit denen sie mal mehr, mal weniger und teils auch gar nicht konfrontiert werden.

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Ein weiteres Ziel des Workshops war es, Religionsfreiheit als vielschichtiges Grundrecht zu verstehen, also als Recht, sein religiöses Bekenntnis frei zu wählen und auszuüben, sowie als Recht, sein Bekenntnis zu widerrufen, die Religionszugehörigkeit zu wechseln oder ohne jede Religion zu leben. Es ging auch um die Gründe, warum der deutsche Staat der weltanschaulichen Neutralität verpflichtet ist und warum es nach dem Grundgesetz keine Staatsreligion geben darf, die das Leben aller Bürger dominieren kann.

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Nach all diesen schwierigen Fragen konnten sich die Schülerinnen und Schüler auf das schmackhafte Produkt ihrer gemeinschaftlichen Anstrengung freuen.

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Besonderer Dank gilt der sehr engagierten Klassenlehrerin sowie der Assyrischen Union, die für gleich zwei Kochworkshops ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat. Mit diesen energiereichen Projekttagen endet unsere Arbeit mit der Klasse allerdings nicht. Das gemeinsame Kochen war ein Auftaktformat. Nach dem produktiven Start werden wir Anfang 2019 den nächsten Projekttag in der Rahel-Hirsch-Schule veranstalten und mit den Schülerinnen und Schülern das Normen- und Rollenverständnis der Schülerinnen und Schüler thematisieren.

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