Am 13. Juli besuchte die Lernwerkstatt des Projektes „Rassismus in der Mitte treffen“ die Gail S. Halvorsen Sekundarschule in Dahlem und traf dort auf sehr aufgeweckte Schüler_innen.

Am lauen Sommermorgen erschien Rassismus und Kriminalität in dem idyllisch, ländlich-anmutenden „Dahlem Dorf“, sehr fern. Auch die Schüler_innen der 10. Klasse der Gail S. Halvorsen Sekundarschule, schienen zunächst wenig Erfahrung mit Rassismus gemacht zu haben. Erst nach und nach erzählten Schüler_innen mit Migrationshintergrund von Erlebnissen mit Vorurteilen. Besucht wurde die Klasse von unserem interreligiösen Team mit Levi Salomon, dem Sprecher des Jüdischen Forums, Ilker Duyan, muslimischer Vertreter des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg e.V. (TBB), sowie Grischa Stanjek und Charlotte Struck, Bildungsreferenten des Jüdischen Forums.

Nach einer anfänglichen Kennlernphase mit Namensspiel, regte das Thema Vorurteile die Schüler_innen nicht nur an Vorurteile zu erkennen, sondern auch von eigenen Erlebnissen zu erzählen. Ein Schüler mit serbischen Eltern, erzählte wie die Wohngegenden Einfluss auf sein Verhalten nahmen: in Neukölln benutze er, beeinflusst von seiner Umgebung, eine viel derbere Sprache. In Dahlem hingegen merkte er selbst, wie sich seine Wortwahl veränderte, und er sich schnell in die neue Umgebung integrierte. Vorurteilen begegnete er jedoch in beiden Stadtteilen. Hieran wird nicht nur deutlich, wieviel Einfluss die Umgebung auf die Entwicklung eines Menschen hat, sondern auch, dass Faktoren wie Hautfarbe überall eine Rolle im Umgang mit Menschen spielen können. Für einen anderen Schüler mit einem türkischen Elternteil, schien es zum Alltag zu gehören mit Vorurteilen konfrontiert zu sein. Er selbst gibt jedoch an, dass es ihn nicht störe und er über idiotische Sprüche hinwegsehe. Er scheint ein gutes Selbstbewusstsein zu besitzen und Unterstützung von seinen Freunden zu bekommen. Dennoch sollte niemand wegen seiner Herkunft oder Hautfarbe diskriminiert werden – ein Ziel, welches durch viel Aufklärungsarbeit an Schulen erreicht werden soll und dem wir mit unserer Lernwerkstatt versuchen näher zu kommen.
Im zweiten Teil unserer Lernwerkstatt kamen wir zu einem, für die Schüler_innen komplett neuem, Thema: Die Neue Rechte und aktuelle Erscheinungsformen von Rassismus. Im Rahmen einer Gruppenarbeit und anhand von Videomaterial zu der neurechten „Identitären Bewegung“, erarbeiteten die Schüler_innen, warum die Neue Rechte rassistisch ist, ohne das Wort „Rasse“ zu verwenden. Begriffe wie „Kulturnation“, die die Schüler_innen aus den Medien kannten, und zunächst harmlos erscheinen, wurden in ihrem rassistischen Kern entlarvt. Ein Schüler dazu „Ich versteh‘s auch allgemein gar nicht mit dem Rassismus – diese ganzen Pegida-Idioten, warum die sich auf die Straße stellen und ‚Wir sind das Volk!‘ brüllen. Das ist doch lächerlich. Die sollen sich mal alle entspannen, die haben doch alle genug Geld, denen klaut doch niemand was.“

Im letzten Teil der Lernwerkstatt, setzten die Schüler_innen mit selbstgestalteten Plakaten klare Zeichen gegen Rassismus. Eine Schülergruppe gestaltete in ihrem Plakat die Metap
her „Bomben gegen Rassismus“ aus – eine Bombe, die statt Tod und Unglück, etwas Gutes bringt und für eine rassismusfreie Welt sorgt. Ähnlich wie der Namensgeber der Schule, der auch mit seinen „Bomben“ etwas Gutes tat: Gail S. Halvorsen, auch als „Rosinenbomber“ bekannt, warf nach dem Zweiten Weltkrieg, kleine Fallschirme mit Süßigkeiten für Berliner Kinder ab.